Buchcover: ein Metier und seine Geheimnisse

Buchcover: ein Metier und seine Geheimnisse

Giovanni Blandino Veröffentlicht am 7/10/2019

Wir müssen zugeben, dass wir ein Buch auch nach seinem Cover beurteilen. Oder besser gesagt: Das Cover ist meistens der erste Kontakt, den wir mit einem Buch haben und ist somit etwas, was wir am schnellsten wahrnehmen. Auch deshalb ist die Gestaltung eines Buchcovers keine leichte Aufgabe.

Wie arbeitet eigentlich ein Buchcover-Designer? Welche Art von Recherche steckt hinter dieser besonderen grafischen Tätigkeit und welche Eindrücke inspirieren die Gestaltung? Getrieben von dieser Neugier kontaktierten wir Maurizio Ceccato – Comiczeichner, Designer, Herausgeber, Illustrator, Buchhändler und natürlich auch Buchcover-Designer– und stellten ihm ein paar Fragen.

In den vergangenen 25 Jahren designte Maurizio Ceccato Buchcover für über 30 verschiedene Herausgeber. Er hat Mitte der 90er-Jahre begonnen, die Cover für Castelvecchi Editore und Malatempora zu entwerfen. Im Laufe der Jahre hat er dann für Fazi, Elliot, Laterza, Hacca, Arcana und viele andere gearbeitet. Und das haben wir ihn gefragt…

Für Giulio Perrone Editore gestaltete Cover. Credits: Maurizio Ceccato

Maurizio, beginnen wir mit ein wenig „Geschichte“: Sie haben als Comiczeichner angefangen. Wie sind Sie im Laufe der Jahre dazu gekommen, Cover für diverse italienische Herausgeber zu entwerfen?

Ich habe nicht von Anfang an als Grafiker gearbeitet. Ich bin in diesem Beruf hängengeblieben, nachdem ich viele Jahre lang – mit Bleistift und Tusche ausgerüstet – Zeichenbretter beansprucht hatte. Zu Beginn habe ich mich mit Comics und Illustrationen beschäftigt, was ich bis heute nicht aufgegeben habe. Sagen wir so: Ich verstehe die Arbeit eines Grafikers nicht als etwas anderes als die eines Comiczeichners oder Illustrators, denn in allen Fällen geht es immer um die Suche nach Bildern.

An die Gestaltung von Buchcovern bin ich über die Redaktionen der Zeitungen und Zeitschriften gekommen, für die ich als Illustrator gearbeitet habe. In einer dieser Redaktionen habe ich Francesco Coniglio, Mitherausgeber von Castelvecchi, kennengelernt. Er war es, der mir vorschlug, mich um ein paar Cover des Verlages zu kümmern. Das war Mitte der Neunzigerjahre. Seitdem gestalte ich Cover.

Welche Art von Recherche steckt hinter der Gestaltung eines Buchcovers? Wo holen Sie sich Inspirationen?

Die Gestaltung eines Buchcovers ist – verzeihen Sie mir diesen Ausdruck – die „gefährlichste“ Arbeit, weil es der Teil eines Buches ist, der als erstes wahrgenommen wird und somit auch der Teil ist, der am schnellsten zur Diskussion gestellt werden kann. Dahinter steckt umfangreiche Recherchearbeit zum Bild.

Aber der Entwurf und die Recherche beginnen nie beim Buch selbst und auch nicht in der Welt der Grafik. Ich suche den Ausgangspunkt und die Eindrücke immer woanders und ich finde sie in meinen weiteren Leidenschaften wie der Fotografie, Geschichte, Münzkunde, Musik und Wissenschaft. Ich erinnere mich noch heute an den Unterricht einer meiner Lehrer im Gymnasium: „Geh auf Märkte“, sagte er mir, „und such dort nach Ideen… nicht auf Kunstausstellungen.“ Ich war natürlich immer in Kontakt mit der Welt der Grafik und der Kunst. Dort jedoch trifft man auf Ideen, die ihre Form schon gefunden haben und nicht auf die Eindrücke, wonach ich suche.

Zum Thema Praxis: Wie gehen Sie bei Ihrer Arbeit vor und welches Handwerkszeug nutzen Sie?

Die Phase des Entwurfs ist die wichtigste, sie gibt meiner Suche nach Bildern eine Form. Ich mache meine Entwürfe immer auf Papier. Das ist der grundlegende Teil meiner Arbeit, die vor allem in Notiz- und Skizzenbüchern sowie auf losen Blättern stattfindet. Am Ende filtere ich alles, um das richtige Bild zu finden.

Den Computer verwende ich am Ende als „Scanner“ des Bildes, das ich „gefunden“ habe und um die letzten Fehler zu korrigieren.

Cover für IFIX Edizioni. Credits: Maurizio Ceccato.

Welche Ratschläge geben Sie jemandem, der diesen Beruf gerne ausüben würde?

Ich fühle mich nicht in der Position, viele Ratschläge hierfür erteilen zu können. Das einzige, was ich mir zu empfehlen erlaube ist, sich mit Recherchearbeit zu befassen, ständig auf der Suche zu sein und mit Logik zu experimentieren: sich anzusehen, was andere „Denker“ gemacht haben und sich auch anderen Interessensgebieten zuzuwenden. Heutzutage erleichtert die Technologie diese Art von Informationszugang erheblich.

Ich würde mich also weniger auf die technologischen Hilfsmittel wie Software und Apps – die den Bearbeitungsprozess zweifelsohne beschleunigen und mit denen man ein Buch zu Hause entwerfen kann – konzentrieren, sondern vielmehr auf den Teil, der Hingabe und Beharrlichkeit erfordert: die Suche nach einem Bild ist wie die Suche nach einer Quadratwurzel oder einer Primzahl. Vielleicht kann man auf diese Weise seinen persönlichen Beitrag zur Suche nach dem Visuellen und nach Originalität leisten.

Hier finden Sie einige Arbeiten von Maurizio Ceccato.