Druckraster und ihre Funktionsweise

Druckraster und ihre Funktionsweise

Giovanni Blandino Veröffentlicht am 2/4/2019

Nehmen Sie einmal eine Lupe in die Hand und analysieren Sie ein Druckerzeugnis: Sie werden sofort bemerken, dass das, was Sie für ein durchgängiges Bild hielten – so wie Ihr Auge ein Panorama wahrnehmen würde – in Wirklichkeit aus einer Vielzahl von kleinen Punkten besteht. Manchmal sieht man diesen Effekt sogar mit bloßem Auge, wie z. B. bei den Bildern der Tageszeitungen.

Wir sind tatsächlich nur im Stande, Punkte zu drucken. Diese Punkte werden in entsprechender Größe und Häufigkeit auf Papier gebracht, von unserem Auge wahrgenommen und von unserem Gehirn verarbeitet, welches uns schließlich ein durchgängiges Bild sehen lässt. Im Prinzip trickst uns also der Druck (wie auch das Kino) aus.

Die Technologie, welche die richtige Positionierung dieser Punkte ermöglicht, nennt man Druckraster – und die möchten wir Ihnen heute vorstellen!

Die Funktionsweise der Druckraster

Die Technik, welche zum ersten Mal den Druck eines durchgängigen Bildes mithilfe von Punkten ermöglichte, entstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zwar arbeiteten viele an diesem Verfahren, doch war es das Patent von Georg Meisenbach, das 1882 damit in kommerzieller Hinsicht am erfolgreichsten war.

Um zu verstehen, wie diese Technologie funktioniert, nehmen wir ein einfaches Beispiel: Gehen wir mal davon aus, dass wir einen Drucker mit nur einer Farbe – Schwarz – haben und ein Bild wollen, in dem das Schwarz zu Weiß verläuft. Das könnte so aussehen:

Der Drucker kann nur zwei Dinge tun: Schwarz drucken oder nicht drucken beziehungsweise den Weißraum des Papiers bestehen lassen. Um alle Halbtöne, die Sie im Bild oben sehen, zu reproduzieren, muss man deshalb die Rastertechnologie einsetzen.

Wo das Schwarz kräftiger ist, sind die Punkte größer (oder werden häufiger gedruckt, wie wir in Kürze sehen werden); wo die Farbtöne heller werden, werden die Punkte zunehmend kleiner.

Das ist die grundlegende Funktionsweise der Raster, mit einfachen Worten erklärt. In Wirklichkeit gestaltet sich die Angelegenheit etwas komplizierter: Es gibt nämlich unterschiedliche Raster, die unter Berücksichtigung vieler Parameter ausgewählt und angepasst werden, wie beispielsweise der Art des auszuführenden Drucks und des ausgewählten Papiers.

Sehen wir uns die zwei wichtigsten Arten von Druckrastern aus: das autotypische Raster und das stochastische Raster.

Die unterschiedlichen Arten von Druckrastern

Das einfarbige, autotypische Raster

Im autotypischen Raster (auch „amplitudenmoduliertes Raster“) ist der Abstand der Punkte immer gleichmäßig voneinander angeordnet, während die Amplitude eines Punktes (bzw. seine Größe) variiert.

Wo der Punkt größer ist, ist der Farbeindruck stärker ausgeprägt, während dieser mit kleiner werdender Amplitude des Punktes abnimmt. Es sei daran erinnert, dass sich die Größe der Punkte im Mikron-Bereich bewegt, weshalb man mit bloßem Auge nur eine Variation der Tonwerte wahrnimmt.

Das stochastische Raster

Beim stochastischen Raster (auch „frequenzmoduliertes Raster“) variiert nicht die Amplitude der Punkte, sondern ihre Anzahl in der Fläche; wo ihre Frequenz häufiger ist, entsteht ein ausgeprägterer Farbeindruck, während weniger häufige Punkte einen immer heller werdenden Farbeindruck erzielen.

Stochastisch bedeutet „zufällig“ – die Punkte sind mit stärkerer Frequenz positioniert und folgen dabei keinem festgelegten Muster, wodurch viel natürlichere und hochwertigere Halbtöne erzeugt werden.

Farben und Moiré-Effekt

Bisher haben wir uns die Verwendung von Rastern bei einem einzigen, immer heller werdenden Farbton angesehen. Und wenn mehrere Farben im Spiel sind? Wie Sie wissen, werden beim Druck für gewöhnlich 4 Farben (Gelb, Cyan, Magenta und Schwarz) verwendet, welche den gewünschten Farbton herbeiführen. Doch werden Farben nicht wie bei einem Maler gemischt, sondern in Punkten nebeneinander gedruckt. Auch in diesem Fall regulieren die Raster die Amplitude oder die Dichte der Punkte, indem die vier Farben überlagert werden.

Wenn die Überlagerung der 4 Raster nicht korrekt erfolgt, könnte es zum sogenannten Moiré-Effekt kommen, einem störenden Interferenzmuster.

Um dieses Problem zu umgehen, werden die Raster der 4 Farben in unterschiedlichen Winkeln zueinander angeordnet oder die Frequenz variiert.

Mit einer scheinbar so einfachen Technik zum Drucken von Halbtönen und Farben können so alle Arten Von Bildern gedruckt werden. Wer hätte das gedacht!