5 Papiermuseen, die Sie diesen Sommer in Italien besuchen sollten

5 Papiermuseen, die Sie diesen Sommer in Italien besuchen sollten

Giovanni Blandino Veröffentlicht am 7/11/2017

Die Erfindung des Papiers stammt aus China und nein, es war nicht der gute alte Marco Polo, der es nach Europa brachte, sondern die Araber. Die ersten Papierfabriken Europas entstanden unter arabischer Herrschaft auf Sizilien und in Spanien und Ende des 13. Jahrhunderts dann in einer kleinen Stadt in den Marken am Fuße der Apenninen. Dieses Städtchen wurde ab diesem Moment weltweit zum Synonym für Papier: Fabriano.

Hier beginnt die Geschichte des Papiers, wie wir es heute kennen: Eine Geschichte rund um Technologien, Innovationen (einige auf Verstand begründete, andere auf purem Zufall), Konkurrenzkampf, Handel und sehr, sehr viel Wasser. Denn das Wasser der Gebirgsflüsse war dafür zuständig, die schweren, pausenlos arbeitenden Geräte in den Papierfabriken in Bewegung zu halten.

Von dieser faszinierenden Geschichte von Technik und Handwerk zeugen in Italien auch die zahlreichen Papiermuseen. Einige der besten haben wir für unsere kleine Sommertour ausgewählt, die im geistreichen Fabriano beginnt und über die Seehandelszentren Amalfi und Genova, den „ländlichen Teil“ der Republik Venedig sowie über die antike Papierfabrik seiner Heiligkeit des Papstes bis Ascoli Piceno führt… Gute Reise!

Das Papier- und Wasserzeichenmuseum von Fabriano

Die wasserbetriebene Papiermühle mit mehreren Stampfwerken im „Museo della Carta e della Filigrana“ in Fabriano. Copyright: Giorgio Pellegrini

Wir befinden uns im Hinterland der Marken in Italien, etwa 70 Kilometer von der Adriaküste entfernt. In der kleinen Stadt Fabriano perfektionierten die Meister der Papierherstellung die von den Arabern überbrachten Techniken und ermöglichten einen schnelleren und kostengünstigeren Herstellungsprozess.

Das Papier- und Wasserzeichenmuseum von Fabriano – das einzige seiner Art in Europa – ist im alten Kloster San Domenico untergebracht. Wenn man die großen Hallen betritt, steht man vor einer Nachbildung der mittelalterlichen Walkmühle von Fabriano: ein Komplex aus Maschinen und Technologien, die jahrhundertelang zur Herstellung des hochwertigen Papiers von Fabriano genutzt wurden. Es ist besonders eindrucksvoll, die Stampfwerke in Aktion zu sehen, wenn sie die Lumpen verfeinern, die kurz darauf zu Papier werden.

Unser Tipp: Entscheiden Sie sich für eine geführte Tour, um sich keine witzige und voller Leidenschaft erzählte Anekdote entgehen zu lassen.

Das Papiermuseum in Amalfi

Im Papiermuseum von Amalfi stehen die Maschinen nicht still. CC-BY SA flickr/Amphipolis

Wir wechseln in die südlichste der ehemaligen Seerepubliken: Amalfi. Zwischen Bergen und Meer gelegen, hat sich Amalfi die Chance nicht entgehen lassen, sein eigenes Papier herzustellen. Diese Geschichte wird im Papiermuseum von Amalfi gewürdigt.

Das Museum wird von der alten Papierfabrik beherbergt, die auf das 14. Jahrhundert zurückgeht. In deren Innenräume kann man die verschiedenen, jahrhundertealten Technologien zur Papierherstellung bestaunen. Angetrieben werden die Maschinen vom Wasser des nahegelegenen Flusses Canneto. Zu den zur Schau gestellten Technologien gehören auch die „Holländer“: Die ökonomischsten und effizientesten Maschinen, die im 17. Jahrhundert die von den Papierherstellern aus Fabriano erfundene Papiermühle mit Stampfwerken ersetzten.

Wenn Sie sich für alte Literatur interessieren, empfehlen wir Ihnen, einen Blick auf die Schriften, Texte und Karten zu werfen, die in der Bibliothek des Museums aufbewahrt werden.

Das Papiermühlental

Zylindermühle – „der Holländer“ – im Papiermuseum von Toscolano Maderno. Copyright: Museo della Carta di Toscolano Maderno

Wir sind zurück im Norden Italiens. Wie gewohnt, befinden wir uns in der Nähe eines Flusses – dieses Mal der Toscolano – der jedoch nicht ins Meer mündet, sondern in den Gardasee. Wir sind im „Papiermühlental“, dem Valle delle Cartiere in der Provinz Brescia. Hier wurde zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert in zügigem Tempo gearbeitet, um eine der Großmächte dieser Zeit mit wertvollem Papier zu versorgen: die Republik Venedig.

Das Papiermuseum von Toscolano Maderno führt seine Besucher durch die geschichtlichen Etappen der Papierherstellung, des Drucks und der antiken Bücher vom Ende des Mittelalters bis ins 20. Jahrhundert. Was Sie sich keinesfalls entgehen lassen sollten, sind die archäologischen Ausgrabungen aus dem umliegenden Tal sowie die alten Buchdrucke aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Werfen Sie außerdem einen Blick auf das Jahresprogramm der angebotenen Workshops und die laufenden Ausstellungen.

Das Papiermuseum in Mele

Die Maschinen im Papiermuseum von Mele laufen unermüdlich weiter. Copyright: Museo della carta di Mele

Wir befinden uns erneut im Gebiet einer ehemaligen Seerepublik: Genua. Der Fluss, der hier die Papiermanufaktur und die Antriebsräder der Walzen pausenlos in Bewegung hielt, heißt Leira.

Im Papiermuseum in Mele stehen die antiken Maschinen noch genau dort, wo sie über Jahrhunderte hinweg in Betrieb waren. Wer sich für einen Besuch in diesem Museum entschieden hat, wird durch Multimedia-Rundgänge geführt, bei denen er alles über die handwerklichen und industriellen Prozesse und Phasen der Papierherstellung erfährt.

Bevor Sie gehen, vergessen Sie nicht, im Bookshop vorbeizuschauen, in dem im Stile der Renaissance von Hand gefertigte Papierwaren zum Kauf angeboten werden.

Die Cartiera Papale in Ascoli Piceno

In der päpstlichen Papierfabrik in Ascoli Piceno konservierte Buchbände. Copyright: Sissa Medialab

Zum Abschluss unserer Tour kehren wir zum Ausgangspunkt zurück: in die Marken. Von Fabriano aus geht es entlang der Apenninen ein kleines Stück nach Süden, nach Ascoli Piceno. Auch hier gibt es einen Fluss – den Castellano – und auch hier war früher ein Machtzentrum, und zwar des Papstes. Der Sitz des Museums ist die alte, restaurierte Cartiera Papale (die „päpstliche Papierfabrik“), zu Zeiten der Renaissance ein wahres Zentrum der Papierherstellung. Hier im Museum kann man die Maschinen der Papierfabrik des 18. Jahrhunderts bewundern sowie die alten Mahlsteine von Porta Cartara.

Sehr empfehlenswert sind auch die anderen Ausstellungspunkte der Manufaktur, wie die interaktive Dauerausstellung „Tutta l’Acqua del Mondo“ (dt.: Alles Wasser der Welt). Denn Wasser, so viel haben wir inzwischen gelernt, spielte eine entscheidende Rolle bei der Herstellung von Papier.