Die Unterschiede zwischen Offset- und Digitaldruck

Die Unterschiede zwischen Offset- und Digitaldruck

Giovanni Blandino Veröffentlicht am 4/7/2018

Wer sich mit Druck und Typografie auseinandersetzt, und sei es nur um die damit verbundenen Dienstleistungen – online oder in der realen Welt – in Anspruch zu nehmen, der sieht sich rasch mit den Ausdrücken Offsetdruck und Digitaldruck konfrontiert. Hierbei handelt es sich um grundverschiedene Maschinen, die in der Regel in großen und mittelständischen Druckereien zum Einsatz kommen. Doch worin unterscheiden sich die beiden Druckverfahren eigentlich?

Eines gleich vorweg: Die Unterschiede zwischen diesen beiden Technologien werden immer kleiner. Der Digitaldruck – seines Zeichens die jüngste technische Errungenschaft – wird laufend perfektioniert, während der Offsetdruck sich dank der vom Digitaldruck übernommenen Neuerungen kontinuierlich verbessert.

Kurzum, die beiden Technologien wachsen zusammen – sowohl im Hinblick auf die Qualität als auch die Einsatzgebiete –, und wir von Pixartprinting verfolgen diese Entwicklung mit großem Interesse (in unserem Artikel 6 Neuigkeiten im Bereich des Drucks, die wir 2018 im Auge behalten werden hatten wir bereits kurz darüber berichtet).

Nach diesen einführenden Worten erläutern wir nun so einfach und genau wie möglich die Merkmale von Offset- und Digitaldruck und gehen auf die wichtigsten Unterschiede ein.

OFFSETDRUCK

Foto: Bgilliam90 [CC-BY-SA]
Der Offsetdruck ist bis heute das am weitesten verbreitete Druckverfahren der Branche, bei Pixartprinting beispielsweise wird 80 % des Papiers im Offsetverfahren bedruckt.

  • Beim Offsetdruck handelt es sich um ein indirektes Druckverfahren: Das Druckbild wird zunächst auf der Druckplatte erstellt, von dort auf ein Gummituch übertragen und von diesem auf den Papierbogen gedruckt. Mit Hilfe des Gummituchs können auch auf nicht ganz glatten Bedruckstoffen – wie etwa einigen Papierarten – äußerst präzise Drucke realisiert werden.
  • Die Grundlage für den Offsetdruck bildet eine aus drei Zylindern bestehende Vorrichtung. Auf dem ersten Zylinder ist eine sehr flexible Aluminiumplatte befestigt: Dies ist die entsprechend eingefärbte Druckform. Der zweite Zylinder ist mit einem Gummituch bespannt, auf das das Druckbild übertragen und dann auf den Bogen gedruckt wird. Anschließend wird der Bogen zwischen dem Gummituchzylinder und dem dritten Zylinder, dem sogenannten Gegendruckzylinder, hindurchgeführt. Dieser drückt den Bogen auf den Gummituchzylinder, sodass ein gutes Druckbild entsteht. Über der Druckform sind noch weitere kleine Walzen angeordnet, die für den Farbauftrag und das Befeuchten der Druckplatte zuständig sind.
Schematische Darstellung des Offsetdrucks: 1 = Plattenzylinder, 2 = Gummituchzylinder, 3 = Gegendruckzylinder. (Quelle der Abbildung: Jipre, CC-BY-SA)
  • Bei der Herstellung der Druckform für den Offsetdruck macht man sich die chemische und physikalische Abstoßung von Wasser und fetthaltigen Substanzen (wie etwa Öl oder in diesem Fall die Druckfarbe) zunutze. Die Druckplatte ist flach, die Aluminiumbereiche, die keine Farbe annehmen sollen (die sogenannten nichtdruckenden Bereiche), werden mit Wasser befeuchtet, sodass die Farbe nur von jenen Flächen angenommen wird, die die Schrift bzw. das zu druckende Bild enthalten. Die Genauigkeit, mit der diese einfache Vorrichtung arbeitet, liegt im Mikronbereich; sie basiert auf der Ende des 18. Jahrhunderts entwickelten Lithografie.
  • Kleiner Ausflug in die Geschichte: Der Offsetdruck kann als „industrialisierte“ Weiterentwicklung der Lithografie betrachtet werden, ein direktes Druckverfahren, das Ende des 18. Jahrhunderts erfunden wurde. Dabei wird eine mit Wasser befeuchtete und mit Farbe versehene Steinplatte direkt auf das Papier gedrückt. Im Unterschied zur Lithografie handelt es sich beim Offsetdruck, wie bereits erwähnt, um ein indirektes Druckverfahren. Als Erfinder des Offsetdrucks gilt der amerikanische Lithograf Rubel, der 1904 zufällig auf das Prinzip des indirekten Drucks stieß und die oben beschriebene Dreizylinder-Druckmaschine entwickelte. Seine Erfindung wurde später in Deutschland und Großbritannien perfektioniert.

DIGITALDRUCK

Das Digitaldrucker-Modell von HP für die Drupa 2012. Foto: Ra Boe [CC-BY-SA-3.0]
Der Digitaldruck ist ein sehr viel weiter gefasstes Konzept als der Offsetdruck und beinhaltet unterschiedliche Druckverfahren. Der Tintenstrahldruck (Inkjetdruck) und der Laserdruck sind zwei Vertreter dieser Technik, die uns durch unsere Drucker zu Hause bestens bekannt sind. Kleinster gemeinsamer Nenner dieser verschiedenen Druckverfahren ist die digitale Verarbeitung des Druckbilds und die direkte oder indirekte Bedruckung des Papiers.

Die Digitaltechnik, auf die wir im Zusammenhang mit professionellen Druckdienstleistungen näher eingehen möchten, ist das HP Indigo-Digitaldruckverfahren: Diese Technik wurde vom US‑Technologiegiganten HP entwickelt, wobei so viele Elemente des Offsetdrucks übernommen wurden, dass man auch von digitalem Offsetdruck spricht.

  • Auch in diesem Fall erfolgt der Druck über das Dreizylindersystem, der Plattenzylinder ist jedoch digital realisiert: Die Farbpartikel werden in einer Flüssigkeit elektrisch aufgeladen und lassen sich mit Hilfe kontrollierter elektrischer Felder präzise auf die Platte aufbringen. So kann das Bild auf der Druckform praktisch in Sekundenbruchteilen geändert werden und in Druck gehen.
  • Kleiner Ausflug in die Geschichte: Der Digitaldruck hielt Ende der 1990er-Jahre Einzug in die Welt des Drucks. Einen echten Boom erlebte er dank einer Revolution im Softwarebereich: mit der Verbreitung des PDF-Formats, das 1993 von Adobe entwickelt wurde. Dank dieses Formats konnten einheitliche Vorlagen in Druck gegeben werden, die mit unterschiedlichen Programmen erzeugt wurden. Die HP Indigo-Technologie wurde Anfang der 2000er-Jahre entwickelt und fand in den letzten 15 Jahren zunehmend Verbreitung in der Druckbranche.

VOR- UND NACHTEILE VON OFFSET- UND DIGITALDRUCK

Nach dieser Erläuterung der beiden Druckverfahren werden die Vor- und Nachteile des Offsetdrucks und des HP Indigo-Digitaldrucks nachvollziehbar. Und überdies lässt sich erahnen, warum die Unterschiede immer kleiner werden.

  • Anlaufkosten: Beim Offsetdruck stellt die Herstellung der ersten Druckform einen Nachteil Im Vergleich zum Digitaldruck verursacht dies höhere Kosten, zudem können keine Veränderungen an der fertigen Druckplatte vorgenommen werden. Allerdings sinken die Kosten beständig, und der Plattenwechsel lässt sich immer schneller bewerkstelligen: Waren dafür bis 2010 noch 6 Minuten nötig, dauert es heute nur noch 90 Sekunden.
  • Mindestauflage: Da die Druckplatte beim Digitaldruck elektronisch hergestellt wird, kann auch nur ein einziges Exemplar gedruckt werden. Beim Offsetdruck hingegen würde sich das aufgrund der Plattenherstellungskosten nicht lohnen. Dies ist ein immenser Vorteil des Digitaldrucks: Es können auch nur wenige Exemplare eines Buchs gedruckt werden, und Printing-on-Demand ist dadurch auch möglich. Bei sehr hohen Auflagen ist Offsetdruck aber weiterhin wirtschaftlicher.
  • Qualität: Traditionell heißt es, dass die Offsetqualität jener des Digitaldrucks überlegen wäre. Heute kann aber nur ein extrem gut geschultes Auge den Unterschied zwischen Drucksachen, die mit dem HP Indigo-Digitaldruckverfahren hergestellt wurden, und einem Offset-Produkt erkennen.
  • Format: Im Offsetdruck werden großformatige Bögen verwendet, auf denen sich verschiedene Produkte anordnen lassen, was sich positiv auf die Druckkosten auswirkt.

Werden diese Technologien in Zukunft miteinander verschmelzen? Wir sind gespannt, welche Neuerungen uns in den nächsten Jahren erwarten!